Der Hackathon kombiniert Schulungen zur Barrierefreiheit mit der praktischen Entwicklung barrierefreier Produkte durch die Zusammenarbeit von Fachleuten und Kollegen.
Meine Rolle
2020 führte die DRV die digitale Sachbearbeiter-IT ein. Als UX-Berater entwickelte ich mit meinem Team das DRV-Designsystem für eine einheitliche Nutzererfahrung.
Ich wurde für einen internen Hackathon zum Thema Barrierefreiheit angefragt - trotz knapper Zeit und wenig Erfahrung im Team.
Zu dritt organisierten wir einen 3-tägigen Hackathon mit 90 Teilnehmern und Helfern.
Der Hackathon war wegweisend: Er steigerte das Bewusstsein für Barrierefreiheit, initiierte neue Projekte für eine inklusivere DRV und ermöglichte mir den Weg zum Barrierefreiheits-Designer.
Erfolge
Hüter des großen Ganzen
Ich betrachte Design-Probleme ganzheitlich und berücksichtige stets ihre Rolle im Gesamtsystem.
Master Good Vibes
Ein Hackathon und dessen Planung sollten trotz knapper Ressourcen und enger Deadlines spaß machen.
Kapitän der Enterpreneurship
Ein unternehmerisches Denken war erforderlich, um der DRV die positiven und gewinnbringenden Aspekte von Barrierefreiheit zu verdeutlichen.
Hintergrund
Die deutsche Verwaltung ist seit 2016 verpflichtet, digitale Angebote barrierefrei zu gestalten. Trotz engagierter Fachexperten in verschiedenen Abteilungen fehlt es an Vernetzung und Einfluss, wodurch die Umsetzung stockt.
Die DRV möchte das ändern und für das Thema sensibilisieren. Deswegen wurde der Hackathon ins Leben gerufen.
Die Lösung
Was ist besser als eine reine Schulung zur Barrierefreiheit? Konkrete Projekte zur Barrierefreiheit!
Barrierefreiheitsschulungen vermitteln zwar Grundlagen, aber die wahren Herausforderungen liegen in der praktischen Umsetzung. Der Hackathon verbindet Fachwissen und praktische Erfahrung durch die Zusammenarbeit von Experten und Kollegen.
Durch die Entwicklung innovativer Lösungen und den direkten Austausch lernen wir, die Bedürfnisse von Kollegen mit Beeinträchtigungen besser zu verstehen.
Die Teilnehmer - von Product Ownern bis Entwicklern - erweitern ihre Kompetenzen in Barrierefreiheit und kreativer Problemlösung, während sie im Team zusammenarbeiten.
Konzept
Unser Hackathon erstreckt sich über vier Tage und ist in drei sogenannten "Pfaden" strukturiert. Diese sind entwickelt worden, um die verschiedenen Bedürfnisse der Teilnehmer zu erfüllen und sicherzustellen, dass die Projekte umsetzungsfähig sind.
Hacking Pfad
Verwaltungsmitarbeiter, IT-Spezialisten und Designer entwickeln in zufälligen Teams Ideen zur Verbesserung des Sachbearbeiter-Alltags. Ein Design Thinking Experte leitet den Workshop, in dem Prototypen entstehen. Personen mit Einschränkungen bringen ihre Perspektiven ein.
Training Pfad
Coaches vermitteln neuen Mitarbeitern in Workshops Design Thinking, nutzerzentriertes Arbeiten und weitere kreative Methoden.
Sensibilisierung Pfad für Barrierefreiheit
Parallel zum Hacking bieten Barrierefreiheits-Experten Workshops, Vorträge und Schulungen an und unterstützen als Coaches die Teams.
Prozess
Problem. Planung, Organisation und Durchführung mit geringen Mitteln
Ein Hackathon wird in der Regel von großen Teams organisiert. Das macht Sinn, weil es sowohl in der Planung als auch in der Durchführung und Nachbereitung viele parallele Prozesse gibt, die sich ständig ändern. Orte müssen organisiert, Menschen eingeladen, eine Agenda erstellt und für Essen gesorgt werden. Alle sollen sich während dieser Veranstaltung wohlfühlen. Mit einem Team aus 3 Leuten, die parallel noch andere Verantwortlichkeiten haben, ist das eine riesige Herausforderung.
Wie man einen Hackathon mit nur 3 Personen erfolgreich durchführt:
Hackathons nutzerzentriert gestalten
“Hackathons sind ein riesiger und langer Workshop.” Wenn man sich so einen Hackathon vorstellt, macht es die Prozesse greifbarer. Um den Überblick über alle Parallelaktivitäten zu behalten, haben wir mithilfe von verschiedenen Stakeholdern einen Service Design Blueprint erstellt, um die Aufgaben sinnvoll zu verteilen.
Der Blueprint hat dabei geholfen, pragmatisch zu planen, und aufgedeckt, wo noch Expertise fehlte und wo wir noch Mitwirkende rekrutieren sollten.
Hackathon Personas
Teilnehmer des Hackathons haben unterschiedliche Bedürfnisse und Wissensstände zum Thema Barrierefreiheit. Um jedem Teilnehmer die beste Hackathon-Erfahrung zu bieten, haben wir Personas basierend auf Interviews erstellt und diese auf das Blueprint gemappt.
Während der Veranstaltung konnten wir mithilfe der Personas als Team reagieren und hatten bereits passende Lösungen für antizipierte Probleme parat. Ich kann mir vorstellen, diese Personas in Zukunft weiterzuentwickeln.
Design Thinking Toolkit
Wir müssen für den Hackathon das Rad nicht neu erfinden. Das Mantra “Es ist ein langer Workshop und wir wissen, wie man Workshops macht.” half uns, auf gängige Workshop-Methoden zuzugreifen.
Arbeiten mit Menschen mit Einschränkungen
Für eine barrierefreie Veranstaltung ist die direkte Zusammenarbeit mit Menschen mit Einschränkungen essentiell. Während der Planung bezogen wir verschiedene DRV-Organisationen ein, die sich mit Barrierefreiheit beschäftigen. Diese vernetzten sich durch den Hackathon erstmals miteinander. Unser dreiköpfiges Team erhielt dadurch fachliche Unterstützung von über zehn Personen, was unsere begrenzten Ressourcen optimal ergänzte.
Fazit
Mit Hilfe von Service Design eine Veranstaltung für über 80 beteiligte veranstalten.
Ein Hackathon erfordert eine umfangreiche Organisation. Dabei geht es nicht nur um das Konzept, die Agenda, den Veranstaltungsort und die Workshop-Planung, sondern auch darum, sicherzustellen, dass Teilnehmer mit Einschränkungen alles Notwendige haben, um teilnehmen zu können. Dies erhöht die Anzahl der beteiligten Personen und Subsysteme. Durch mehrere Iterationen haben wir eine Service-Map für alle Beteiligten erstellt, um die Veranstaltung zu planen und Verantwortlichkeiten und Rollen zu klären.
Ergebnisse
- Sehr positives Feedback zur Veranstaltung von Kunden und Teilnehmern
- Sensibilisierung für das Thema Barrierefreiheit in der Deutschen Rentenversicherung
- Konkrete Barrierefreiheits-Projekte, die der Multiprojektleitung vorgestellt wurden
- Ideen-Backlog für zukünftige Projekte
Credits
Jana Pfeiffer
Kristin Korn